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Methodischer Hintergrund

Auf dieser Seite erhalten Sie vertiefende Informationen zu Verfahren, Methoden und therapeutischen Grundannahmen in der Blauen Stunde

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Grundannahmen meines Therapieangebots

Jeder Mensch ist „anders“ und jede „Angst“ ist anders – und deshalb ist auch jede Therapie individuell. Dennoch gibt es einige Grundannahmen, die hinter jeder  Therapie in meiner Praxis stehen. Auch bestimmte methodische „Säulen“ tragen die Therapie und sind für die Ausrichtung meines Therapieangebots grundlegend.


​Mein Therapieangebot ist im Sinn von Carl Rogers „klientenzentriert“. Es geht nicht primär um Ihre Symptome, sondern um Sie als einzigartigen Mensch, der mit eigenen Wahrnehmungen, Gefühlen, Gedanken und Wünschen, keinem anderen Menschen gleicht. Gemeinsam erkunden wir den therapeutischen Weg zu Ihrem Anliegen, Ihren Themen und Ihrem spezifischen Zugang, mit dem innere Türen geöffnet werden können.

Die grundlegenden Fundamente meiner Therapie sind die von Carl Rogers begründete klientenzentrierte Gesprächstherapie und die von Eugene Gendlin entwickelte Focusing-Therapie. Gesprächstherapie und Focusing begleiten und ergänzen in der Regel einander. Beide Methoden bewähren sich bei anhaltender Angst, Unruhe und festsitzenden Sorgen, zur Erschließung innerer Wege zu mehr Klarheit, Kraft und Wohlbefinden.


Daneben können verschiedene weitere Ansätze den Prozess der inneren Wahrnehmung, Reflektion und Stärkung begleiten. Ich arbeite außerdem mit Entspannungsverfahren, Imaginations- und Achtsamkeitsübungen und Techniken der Stressbewältigung. Da je nach persönlicher Neigung, Anliegen, Art und Schwere der Beschwerden, manche Zugänge passender oder auch weniger geeignet sind, werden Fragen oder Übungen stets als einladendes Angebot verstanden, das Sie immer auch zurückweisen können.

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Klientenzentrierte Gesprächstherapie

Die von Carl Rogers (vgl. Rogers, 2012) an der University of Chicago begründete klientenzentrierte Gesprächstherapie ist der grundlegende Rahmen meines Therapieangebots. Sie geht davon aus, dass der Mensch ein tief verwurzeltes Streben in sich trägt, zu wachsen. Dieses Streben unterstützt die Menschen, ihre eigene innere Welt immer wieder von Neuem sinnhaft zu gestalten und dem Fluss der Veränderung im Leben anzupassen.


Die klientenzentrierte Gesprächstherapie schafft dabei den Raum, in dem sich dieser Prozess des Wachsens entwickeln kann. Das subjektive, persönliche Erleben steht im Mittelpunkt und weist selbst den Weg in der Therapie. Der / die Therapeut*in fügt weder etwas hinzu, noch versucht er oder sie dieses Erleben zu verändern. Die Klienten entscheiden selbst über die Schritte, die sie gehen möchten und über das für sie passende Tempo im therpeutischen Prozess.

Im Sinn dieser Philosophie begegne ich Ihnen authentisch und mit wertschätzender Offenheit und Empathie. Die sichere, vertrauensvolle therapeutische Beziehung unterstützt dabei, das eigene innere Erleben offener, intensiver und zugleich gelassener wahrzunehmen.

Als empirisch fundiertes Psychotherapieverfahren, hat sich die klientenzentrierte Gesprächstherapie seit Jahrzehnten bei einer Vielzahl psychischer und psychosomatischer Beschwerden bewährt.


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Focusing-Therapie

Die von dem Psychologen und Philosophen Eugene Gendlin begründete Focusing-Therapie (vgl. Gendlin, 1981) ist ein Verfahren, das ebenfalls in der klientenzentrierten Gesprächstherapie fundiert ist.


Focusing unterstützt uns dabei, in direktem Kontakt mit dem zu sein, was wir körperlich spüren. Dieses „gespürte Wissen“ ist mehr als Gedanken, Emotionen oder rein körperliche Phänomene, auch wenn diese Teil davon sein können. Eugene Gendlin nennt dieses Körpergefühlt felt sense. Durch die Lenkung der Wahrnehmung auf den felt sense und das geduldige, absichtslose Dabei-Sein wird genaue Wahrnehmung des Eigenen zu einem Thema möglich. Der felt sense kann als Pforte zu jenen inneren Prozessen, die an oder unterhalb der Bewusstseinsschwelle liegen, verstanden werden. Wenn es gelingt, den felt sense treffend zu symbolisieren, z.B. durch Begriffe oder ein inneres Bild, entsteht oft aus sich selbst heraus eine körperlich spürbare Veränderung, der sogenannte felt shift. Neben dieser unmittelbaren Veränderung können durch die Symbolisierung Zusammenhänge und das häufige „Thema dahinter“ im Focusing-Prozess über die Bewusstseinsschwelle gehoben und zum Ausdruck gebracht werden.


Auf diese Weise hilft Focusing, innere Prozesse achtsam wahrzunehmen, körperlich direkt zu erfahren, ohne von ihnen überwältigt zu werden, und neue Perspektiven zu einem Thema zu gewinnen.

Focusing unterstützt dabei, das "eigentliche" Thema hinter Gefühlen wie Angst, Nervosität oder Leere und Traurigkeit wahrzunehmen, die Empfindung dazu direkt zu verändern  und entscheidene Schritte der Bewältigung des Themas anzustoßen. 

Methodischer Hintergrund: Leistungen
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Therapeutische Grundannahmen in der Blauen Stunde

Selbstheilungskraft und Wachstum


Ich gehe im Sinn von Carl Roger‘s klientenzentrierter Gesprächstherapie davon aus, dass der menschliche Organismus, auch der psychische, die Kraft und Fähigkeit in sich trägt, zu wachsen und zu heilen. In der Therapie ist häufig zu erleben, wie „die Psyche“ selbst den Weg einschlägt, der zum „nächsten Schritt“ führt – wenn wir ihr den Raum geben und wenn es uns gelingt, ihre Regungen wahrzunehmen. Das kann z.B. über intuitive Bilder, über Körperempfindungen oder das spürbare Gefühl der Klarheit einer „Erkenntnis“, geschehen.

Veränderung durch Annahme

Je mehr wir Symptome, Beschwerden und Blockaden bekämpfen, abschaffen wollen oder leugnen, umso hartnäckiger scheinen sie sich oft „zurückzumelden“. Menschen mit Angsterkrankungen machen oft die Erfahrung, dass die Angst sie umso schneller einholt, je mehr sie die Angst zu vermeiden versuchen. Oder dass die Angst umso massiver andrängt, je mehr sie bekämpft wird. Oft findet Veränderung aber erst dann statt, wenn wir mit „dem Schwierigen“ in uns in Kontakt gehen – auf einer Art, die von Wertschätzung, Mitgefühl und Akzeptanz geprägt ist. Akzeptanz gegenüber Angst-Symptomen – das mag absurd klingen. Denn die „schwierigen Seiten“, ob in Form schwer erträglicher Gefühle, beschämender Gedanken, abgelehnter Verhaltensweisen usw., können nicht nur sehr belastend, sondern auch zerstörerisch gegen die eigene Person gerichtet sein. Akzeptanz heißt deshalb auch nicht, alles gutzuheißen, wie es gerade ist, sondern es grundsätzlich anzunehmen, als „etwas, das etwas zu sagen hat“. Die Focusing-Therapeutin Ann Weiser-Cornell spricht in diesem Zusammenhang von „der Kunst des Annehmens“ (vgl. Weiser-Cornell, 2013). Die Chance zur Veränderung liegt oft in der Kunst des in Kontakt-Seins mit dem, was gerade ist - in einer wohlwollenden, offenen und mitfühlenden Haltung.

"Körperwissen": Die Kraft der verkörperten Erfahrung

Unseren Körper, den wir wahrnehmen, verstehe ich als den Raum, über den unsere innere Welt und unsere Beziehung zur Außenwelt für uns erfahrbar wird. Die Wahrnehmung des Körpers beinhaltet mehr als uns Gedanken oder Emotionen über ein Thema mitteilen können. Das Wissen des Körpers umfasst auch jene Inhalte, die nicht unmittelbar bewusst sind. Deshalb verstehe ich den Körper auch als den Raum, in dem grundlegende Veränderung angestoßen werden kann. Tiefere, auch nicht bewusste, Inhalte aus dem „Körpergedächtnis“, können in körperlichen Erfahrungsprozesse unmittelbar berührt werden.
Focusing ist die Methode, über die ich in der Therapie dazu einlade, die Erfahrung des Körpers, auch jene der Angst, wahrzunehmen und in die Veränderungsschritte bewusst miteinzubeziehen.

Die gelassene Perspektive des Beobachters

In der Angst drohen uns manchmal Gefühle, körperliche Symptome und Katstrophengedanken schier zu überwältigen. Die Perspektive der Beobachterin oder des Beobachters ist für viele Menschen zunächst ungewohnt - und macht einen großen Unterschied! Als Beobachter*in sehen wir mehr – wie bei einem Blick von oben. Wir bemerken dann, dass wir nicht einfach „Angst“ haben, sondern feinschattierte Gefühle, verschiedenste beschreibbare Körperempfinden und damit verbundene Gedanken – und dass wir zugleich nicht diese Gefühle, Empfindungen und Gedanken sind. Wenn wir das verstehen, gelingt es uns leichter, uns aus den Verstrickungen in „der Angst“ zu lösen. Wir können in Kontakt mit Gefühlen und Gedanken der Angst sein, ohne in ihnen zu ertrinken. Auf diese Weise gewinnen wir die Freiheit, zu entscheiden, wann wir uns identifizieren wollen und wann wir Abstand zu unserem inneren Erleben brauchen.
Man kann auf das Meer blicken, ohne in den Wellen zu ertrinken. Und wir können Angst haben und sie genau wahrnehmen, ohne von ihr überwältigt zu werden.

"Sinn und Absicht" von Symptomen

Symptome sind oft Lösungsversuche! Mit dieser These folge ich Milton Erickson und vielen Vertreter*innen der systemischen Therapie. Eine Möglichkeit (manche!) Ängste zu verstehen, ist, zu fragen, ob sie eine Lösungsmöglichkeit für ein bestimmtes Problem in einer bestimmten Lebenszeit gewesen sein könnten (vgl. Hammel S., 2011; Erickson M. / Rossi E., 1997).
Manchmal scheint es, dass bestimmte schwierige Anteile eine  „gute Absicht“ anbieten, die allerdings aus der Zeit gefallen scheint und keine geeignete Lösung für die Gegenwart anbietet.
Mit diesem Verständnis kann es leichter fallen, auch Angstreaktionen in ihrem Sinn zu verstehen, wertzuschätzen und ihre Kraft für andere, geeignetere Lösungswege, zu nutzen.

Was Freude schenkt ...

Wenn wir Glück als ein zukünftiges Ziel verstehen, auf das wir hinarbeiten, indem wir dieses oder jenes Hindernis beseitigen müssen, werden wir vor allem mit dem Blick auf Hindernisse beschäftigt sein. So wird es uns schwerer fallen, das "Hier und Jetzt" wahrzunehmen und Freude über das zu empfinden, was bereits jetzt an Posivem und Stärkendem da ist.
Die Therapie lädt zur offenen Wahrnehmung für das ein, was gut getan hat, was gut tut, was Freude schenkt, was Sie stärkt und was Sie dafür bereits alles mitbringen.

Methodischer Hintergrund: Leistungen
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