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Der Teufelskreis der Angst

Zur Aufrechterhaltung von Angststörungen

So verschieden die Symptombilder von Angsterkrankungen auch sind, sie haben doch einige wesentliche Eigenschaften gemeinsam. Und genau diese Eigenschaften sind Gründe dafür, dass Angsterkrankungen meist nicht „einfach so“ wieder verschwinden, sondern hartnäckig bestehen bleiben und immer weitere Lebensbereiche miteinbeziehen.

Der Teufelskreis der Angst

Wenn wir massive Angst oder sogar Panik erleben, geht diese Erfahrung nicht spurlos vorüber. Angst, die in der jeweiligen Situation nicht bewältigt werden konnte, setzt manchmal einen „Teufelskreis der Angst“ in Bewegung. Wir entwickeln nach so einer Erfahrung oft eine "Angst vor der Angst" und befürchten, dass die Angst wiederkommt und uns Panik erneut in unerwarteten Momenten überfällt. Die Befürchtungen schärfen die Sinne: unsere Aufmerksamkeit liegt auf dem Körper, auf Stressreaktionen, körperlichen Veränderungen, unserem Puls, der Enge oder der Weite in der Brust.

Das Problem liegt darin, dass wir in der „Angst vor der Angst“ keine gelassene Perspektive auf das, was im Körper vorgeht, einnehmen können. Stattdessen prüfen wir in einer  ängstlichen Grundhaltung, ob nicht Anzeichen für das Befürchtete, nämlich Angst, vorliegen. Wir können aus dieser "angstvollen Beobachtung" heraus fast nicht anders, als eben Nervosität, Anspannung, eben Anzeichen der Angst, wahrzunehmen.

Diese Vorgänge sind uns kaum bewusst, laufen sehr schnell und scheinbar „automatisch“ ab. Besonders verstärkt wird die Angst, wenn tatsächlich bestimmte Auslöser weitere Stressreaktionen in unserem Organismus hervorrufen. In kürzester Zeit setzen Gedanken und Emotionen ein, die sich meist der bewussten Wahrnehmung entziehen und uns „Gefahr“ signalisieren. Auf diese Signale der vermeintlichen Gefahr reagiert wiederum unser Körper mit all jenen körperlichen Symptomen, die uns noch weiter in Alarmbereitschaft versetzen. Was folgt, ist eine erneute gedankliche und emotionale Bewertung der Situation, diesmal auf einer höheren Alarmstufe.

Dieses Schleifenprinzip der wechselseitigen Verstärkung von körperlichen Symptomen und Bewertungen als „Gefahr“ erklärt, wie aus ängstlicher Besorgnis akute Angst und Panik wird: die Eskalationsspirale der Angst.

Glaubenssätze und "die Kunst des negativen Denkens"

Manche Grundannahmen, vor allem jene, die auf sehr frühen existentiellen Erfahrungen beruhen, sind tief in uns verwurzelt und oft fühlen wir uns mit diesen „Glaubenssätzen“ identifiziert  - wir können uns ohne diese Überzeugungen gar nicht denken. Vielen konkreten negativen Gedanken des Alltags, liegen solche Grundannahmen zwar zugrunde, sie werden aber auch als „Kunst des negativen Denkens“ tagtäglich von uns trainiert, eingeübt und vermeintlich bestätigt. Vereinfacht gesagt: unsere "Glaubenssätze" über uns selbst, über die Umwelt und über die Zukunft, tragen meist ganz wesentlich zur Dynamik der beschriebenen „Angstspirale“ bei. Meist wirken diese Annahmen scheinbar "automatisch" in unsere Wahrnehmung, unsere Wertungen und unser Denken hinein, ohne dass wir uns ihrer bewusst sind. Es sind die grundlegenden Einschätzungen von Gefahr, der Glaube an die eigene Kraft, Probleme zu bewältigen, Grundannahmen über den Wert der eigenen Person und das Vertrauen in sich selbst, in andere Menschen und in das Leben an sich, aus denen heraus Erfahrungen interpretiert werden. Dieselben Erfahrungen können bei einem Menschen als Risiko und Gefahr und bei einem anderen Menschen als Chance und Abenteuer bewertet werden – es sind unsere Grundannahmen, die für uns definieren, was das Erlebte für uns bedeutet. Wenn unsere Grundannahme lautet, „die Welt ist gefährlich“, werden wir unsere Aufmerksamkeit auf die Gefahr der Welt richten, Angst spüren, und uns darin bestätigt sehen, dass wir uns sorgenvoll vor den Gefahren der Welt wappnen sollten.

Sicherheit statt Erfahrung: Vermeidungsverhalten

Anhaltende oder wiederkehrende starke Angst ist so belastend, dass sie uns oft an den Rand der Verzweiflung bringen kann. Deshalb ist es sehr verständlich, dass die meisten Betroffenen versuchen, die möglicherweise angstauslösenden Situationen zu vermeiden oder sich abzusichern, um im Fall des „Angstanfalls“ so gut wie möglich gewappnet zu sein. Vermeidungs- und Absicherungsverhalten begleitet Angsterkrankungen sehr oft. Bei konkreten Auslösern der Angst, wird die phobische Situation meist vermieden, z.B. Partys bei einer Sozialen Phobie, öffentliche Orte bei der Agoraphobie oder Flugreisen bei einer Flugangst. Wenn plötzliche und nicht vorhersehbare Panikattacken im Vordergrund stehen, geht es oft mehr um eine Absicherung, z.B. beruhigende Substanzen für den Fall der Fälle bei sich zu haben. Auch bei der Generalisierten Angststörung führt die allgemeine Angststimmung oft zu einer Vermeidung von bestimmten Tätigkeiten (z.B. Reisen, Auto fahren) und absicherndem Verhalten, um die Angst über mögliche Gefahren in diesen Situationen  nicht aufkommen zu lassen.
All diese Strategien „befreien“ kurzfristig vor der Konfrontation mit der Angst und bringen so einen Moment der Erleichterung und ein Gefühl vermeintlicher Sicherheit mit sich. Unglücklicherweise verstärken sie aber die Angst auf längere Sicht. Die kurz gefühlte Erleichterung wirkt wie ein positives Signal unseres Organismus, dass sich das Umgehen der Angst lohnt. Die Angstgefühle werden damit nicht bewältigt: der Gefahrengehalt einer Situation wird nicht der Realitätsprüfung unterzogen, das evtl. anstehende Problem hinter der Sorge nicht gelöst und eine Haltung der Gelassenheit gegenüber den Symptomen nicht erlernt.
Durch die Vermeidung bringen wir uns um Lebenserfahrung, um Lebensintensität und den Reichtum von Beziehungen – unser Leben wird „ärmer“.

Angststörungen sind veränderbar

Es gibt für Betroffene viele Wege, den passenden Zugang für sich selbst zu finden: Selbsthilfegruppen (z.B. über Deutsche Angstselbsthilfe e.V.)  bieten in den meisten deutschen Städten Unterstützung an, kognitive Verhaltenstherapie ist das häufigste Verfahren in der Psychotherapie von Angststörungen, Entspannungsverfahren können wesentlich zur Milderung der Anspannung beitragen.

Gesprächstherapie und Focusing in meiner Praxis rücken Ihre eigene, persönliche Wahrnehmung ins Zentrum und fördern eine achtsame, gelassenere Perspektive. Die Therapie unterstützt dabei, Gelassenheit gegenüber der Symptomatik zu entwickeln. Wenn Angst keine Angst mehr hervorruft, kann aus der "Angstspirale" ausgestiegen und die Gefahr der Panikeskalation erheblich reduziert werden. Durch die achtsame Wahrnehmung innerer Prozesse im Focusing, fällt es leichter zu verstehen, in welchem Sinnbezug Symptome in Ihrem Leben stehen - und wo Sie ansetzen können, um mit der Veränderung zu beginnen.

Welches Verfahren, welche Methoden, Sie auch wählen  – entscheidend ist der erste Schritt.  

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Andrea von Egidy

Praxis für Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz

Wettersteinstraße 10, 82515 Wolfratshausen

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